Agrarökologie: eine globale politische Leitperspektive?

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Agrarökologie ist weltweit ein beliebtes Schlagwort in der Ernährungspolitik. Dahinter steht ein Komplexes Konzept, das Journalist Jan Grossarth mit Unterstützung der SEWOH-Partner näher beleuchtet und hinterfragt hat.

Feldarbeit in Namibia (c) GIZ/Ralf Bäcker

Von Dr. Jan Grossarth

Dr. Jan Grossarth ist freiberuflicher Journalist und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Ökologie, Landwirtschaft, Ernährungssicherung und damit verbundene gesellschaftliche Fragen. Seit 2020 arbeitet er als freier Journalist u.a. für "Die Welt", "Jüdische Allgemeine" und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Projekt zur Bioökonomie an der LMU München.

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Agrarökologie lässt sich nicht in einem Satz definieren. Dafür benötigt man mehrere Seiten. Vielleicht aufgrund ihrer Vielschichtigkeit ist sie als politische Leitperspektive geeignet, allen zu gefallen. Die Europäische Kommission stützt sich im Rahmen ihres Transformations-Zehnjahresplans „Green Deal“ auf das Konzept. Auch die ernährungspolitische Strategie der EU-Kommission „Farm to Fork“ nimmt Bezug darauf. Die Welternährungsorganisation FAO lässt seine höchsten Experten aus dem Beratergremium Committee on World Food Security (CFS) das Konzept auf 163 Seiten beleuchten (HLPE-Report, 2019). Allein die Kurzfassung benötigt elf Stichpunkte für eine Definition. Agrarökologie, steht darin, meint eine Präferenz für „natürliche Prozesse, sie begrenzt die Nutzung externer Inputs, unterstützt geschlossene Kreisläufe mit minimalen negativen externen Effekten, betont die Bedeutung lokalen Wissens und partizipativer Prozesse” und soll auch soziale Ungleichheit verringern und den Wissenschaften zur Geltung verhelfen.

 

Großes Interesse an Agrarökologie besteht auch in afrikanischen Staaten und in Indien. Agrarökologie gefällt, salopp gesagt, allen, und dies offenbar auch deshalb, weil sie weniger starr definiert ist als die vielen Bio-Standards. Und weil sie aufgrund ihres Ansatzes der lokalen Standortangepasstheit des landwirtschaftlichen Anbaus praktikabler erscheint als der jahrzehntelang für Afrika von internationalen Organisationen empfohlene Weg der Ertragssteigerungen durch eine agrarindustrielle Intensivierung nach dem Vorbild der „grünen“ Revolution des Nordens, was damals, ab den 1950er-Jahren noch bedeutete: des agrarchemischen. 

 

Der hatte nicht nur gesundheitliche und ökologische Nebenwirkungen, sondern scheitert oft am Mangel. Denn wie soll die Intensivierung gelingen, wenn es Bauern an Geld, Dünger und Pestiziden mangelt? Agrarökologie sieht vor, Landwirtschaft durch eine sogenannte Verstärkung von Ökosystemleistungen zu intensivieren, aber auch „konventionelle“ Maßnahmen wie bedarfsorientierte Düngung bleiben erlaubt. Beides ist miteinander verschränkt, wie auch die Integration lokaler Erfahrungen der Bauern und wissenschaftsbasierte Empfehlungen, die die Situation vor Ort betreffen.

 

Agrarökologie gefällt, salopp gesagt, allen, und dies offenbar auch deshalb, weil sie weniger starr definiert ist als die vielen Bio-Standards.

 

Laut dem HLPE-Report ist sie ein „dynamisches Konzept“, „transdisziplinäre Wissenschaft“, befördert „biologisch-ökologische Prozesse“ in den Ernährungssystemen; Agrarökologie ist: Einbezug lokalen Erfahrungswissens, eine Wissenschaft, eine Sozialbewegung, ein „innovativer Denkansatz für „Ernährungssysteme“ (HLPE). Sie ist, unfreundlich gesagt, ein schwammiges Konzept, oder freundlich gesagt: ein vielseitiges.

 

Farmer Bowaré Beléme bei der Errichtung eines Steinwalls zum Erosionsschutz in seinem Feld in Koumbia, Burkina Faso (c) GIZ/Jörg Böthling
Wenn eine Leitperspektive allen gefällt, ist Misstrauen angebracht. Womöglich ist sie so offen für allerlei Interpretationen, dass sie von allen vereinnahmt wird, für jeden etwas Unterschiedliches bedeutet, und daher keinerlei Veränderungen zu stimulieren. Aber Veränderungen sind nötig. Der weltweite Verlust an Tier- und Insektenarten ist vielfach dokumentiert, die Landwirtschaft (und dahinterliegend der global gestiegene Nahrungsmittel- und insbesondere Fleischverbrauch) als Hauptursache steht nicht in Zweifel, und die „planetaren Grenzen“ des Ressourcenverbrauchs sind erreicht oder überschritten. Die Gefahr ist, dass der Facettenreichtum des Konzepts Agrarökologie zum Rosinenpicken einlädt. Im Prinzip lässt sie auch die Türen offen für die Anwendung von Pestiziden und Stickstoffdünger, wenn sie denn „selektiv“ ist (HLPE-Report, S. 37, S. 46, S. 81 u. a.).
 
Bio-Bauernvertreter und Bio-Bauernvertreterinnen betonen von daher, dass die Bio-Standards gewissermaßen immer das „Herz“ oder der heimliche Nukleus der Agrarökologie bleiben müssten. Auch für die deutsche GIZ sind beide Konzepte eng miteinander verbunden (2020): Ökologische Landwirtschaft als definierter Standard hat große Schnittmengen mit der Agroökologie als Weg dahin und als Weg darüber hinaus, der nämlich sozial-kulturelle Gehalte im weiteren Sinne formuliert (Konnektivität, Fairness).
 
Die Frage ist, ob das überall so verstanden wird. Fragt man sie nach der Bedeutung der „Agrarökologie“ in ihrer nationalen Agrarpolitik, erzählen viele Experten und Expertinnen aus Entwicklungsländern Afrikas, aus Indien und Asien tatsächlich von ökologischem Landbau. Sie nutzen Agrarökologie als Synonym für „Bio“. Tansania erarbeitet derzeit eine nationale Biolandwirtschaftsstrategie. Tunesien hatte schon in den 2000er-Jahren eine der ersten Ausbildungsstätten für Biolandbau, in Indien steigt nicht nur der Anteil der (nicht aus Not, sondern planvoll) organisch wirtschaftenden Bauern – auch der Anteil des Absatzes im Inland, in Biomärkten für die wachsenden urbanen Mittelschichten.

 

Für „Agrarökologie“ im modernen Sinn gibt es in einzelnen Staaten, wie Brasilien, schon Förderprogramme für den Anbau, oder auch staatliche Lebensmittelkaufprogramme in sozialpolitischem Kontext. Jedoch gibt es (noch) keine breit entwickelten Märkte, die den speziellen Ansatz honorieren, so wie im Ökologischen Landbau. In diesem Sinne beschäftigt Agrarökologie noch eher Ministerien und mehr noch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die über den Tellerrand ihrer Ressorts und Disziplinen schauen wollen, oder auch Bauern und Bäuerinnen, die sehen, dass das Agrarsystem seine Grenze erreicht – oder, dass sie selbst zu den Verlierern zählen.

 

Agrarökologie ist geeignet, Praxis, Politik und Wissenschaft zu verbinden, der Politik und Märkten eine Richtung zu geben. Das ist nicht gering zu schätzen.

 

Es muss keine Schwäche sein, dass das Konzept offen und situativ zu adaptieren ist. Es ist jedenfalls klar abgegrenzt von „nachhaltiger Intensivierung“ (HLPE, S. 63). Agrarökologie ist demnach arbeits- statt kapitalintensiv, ist umfassend mit politisch-sozialen Aspekten wie der Demokratisierung, Gerechtigkeit, Menschenrechten verbunden. Auf der agronomischen Ebene ist sie demnach nährstoffeffizienter und biodiversitätsfreundlicher, sie sieht wiederum laut dem HLPE-Report unter anderem vor: „Nährstoffkreisläufe, biologische Stickstoff-Fixierung, Verbesserung der Bodengesundheit, Wasserschutz, Biodiversitätsschutz, Habitatmanagement, Kohlenstoffbindung, biologischer Pflanzenschutz, Diversifizierung im Ackerbau […] Kompostnutzung ” (S. 36)

 

Jetzt geht es auch in Europa an die Umsetzung, auf dem eigenen Kontinent, aber auch bezogen auf den Außenhandel mit Amerika, Afrika und Asien. Die EU-Kommission verlangt Praxisbeispiele und Beispiele für wirksame staatliche Anreize. Die sollen aus den Mitgliedstaaten kommen, nicht „von oben“, aus Brüssel diktiert. „Farm to Fork“ soll nicht Papier bleiben. Aufgrund ihrer Vielschichtigkeit kann Agrarökologie praxiswirksam nur politische Orientierung geben, wenn sie (in Gesetze und Förderprogramme übersetzt) die vielen Ressort-Politiken „gedanklich“ koordiniert.

 

Viehzucht in Burkina Faso (c) GIZ/Jörg Böthling

Denn die Ressortpolitiken sind oft widersprüchlich. Zugespitzt gesagt: Umweltministerien fordern und fördern die Ausweitung nicht bewirtschafteter Schutzgebiete. Agrarministerien unterstützen den Export von intensivagrarisch erzeugtem Fleisch und Getreide. Die Gesundheitsministerien unternehmen Maßnahmen, um den Fleischkonsum zu reduzieren. Und Finanzministerien unternehmen noch wenig bis nichts, um steuer- und finanzpolitische Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die externe Umwelteffekte der Landwirtschaft „einzupreisen“. 

 

Das alles wäre aber nötig, heißt es aus Brüssel, wenn Agrarökologie die „Blasen“ der Wissenschaft, Politikberatung und Kommission verlassen sollte. Dann erst würde Agrarökologie zu einem Leitstern werden, der heterogene „Politiken“ koordiniert oder wie ein Magnet diverse Sägespäne auf eine Richtung orientiert. 

 

Nicht nur nationale Politikbereiche senden widersprüchliche Anreizsignale in die Praxis der Landwirtschaft aus. Das gelte, ist aus Brüssel zu hören, auf der Ebene nationaler Ministerien, aber ebenso auf der Ebene von EU-Ressorts, auf der Ebene der Mitgliedstaaten. Und auch gilt es auf der Ebene der Vereinten Nationen. Auch hier sind letztlich Gesundheitsbehörde WHO („weniger Fleisch und Zucker“), Agrarbehörde FAO („deutliche Erhöhung der Ernten und agrarischen Intensität“), Handelsbehörde WTO („keine Diskriminierung im Handel“) unterschiedlichen und inkommensurablen (also ohne gemeinsames ethisches Maß verbundenen) Logiken verpflichtet. Viele Rahmengeber steuern in verschiedene Richtungen. So, wie der Soziologe Niklas Luhmann moderne Gesellschaft beschrieben hat: als Nebeneinander vieler, nicht miteinander kommunizierender Perspektiven. Immer mehr diskutieren Experten, ob das so bleiben muss, oder ob angesichts der drückenden ökologischen Krisen des Anthropozäns ein Weg von der „Konkurrenz zur Integration“ möglich sein kann oder nicht vielmehr muss. Was sind aber die festen, wichtigsten Säulen der Agrarökologie?

 

Die unter dem Dach der FAO veröffentlichte HLPE-Studie (2019) benennt 13 Prinzipien, die ihr zugrunde liegen. Dies sind:

  • Recycling, vorwiegend Nutzung lokaler Nähr- und Baustoffe
  • Reduktion der hofexternen Inputs (Dünger, Chemikalien)
  • Erhöhung der Bodengesundheit
  • Erhöhung der Tiergesundheit und des Tierwohls
  • Erhöhung der Biodiversität
  • Ökosystemische Synergieeffekte nutzen
  • Wirtschaftliche Diversifizierung (Einkommen der Kleinbauern auf breite Grundlage stellen)
  • Ko-Kreation von Wissen: Verbesserung der Ko-Kreation und horizontalen Verbreitung von Wissen, das lokale und wissenschaftliche Innovationen berücksichtigt
  • Soziale Werte und Ernährungsweisen: Aufbau von Ernährungssystemen auf der Grundlage von Kultur, Identität, Tradition, sozialer und Gender-Gerechtigkeit
  • Faire Preise für Farmer, Wahrung von Eigentumsrechten
  • Konnektivität. Möglichst direkter Kontakt und kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher
  • Governance von Land und natürlichen Ressourcen
  • Partizipation. Soziale Organisationen und dezentrale Regierungsstellen wirken in der Wertschöpfungskette mit.

 

Landwirtinnen mit der Apfel und Auberginen Ernte in Burkina Faso (c) GIZ/Michael Jooß

Auch diese Liste macht deutlich, warum einerseits fast jede Interessengruppe irgendwo einen Punkt findet, der ihren Interessen entspricht. Und andererseits eindeutig auch, was der „Geist“ der Agrarökologie ist: Subsidiarität. Berücksichtigung lokaler kultureller Interessen. Respekt gegenüber Erfahrungswissen. Darin liegt eine Chance: Nämlich diejenige, die Experten in den Wissenschaften, Konzernen und Behörden aus ihrem Funktionärs-Starrsinn und der Arroganz zu befreien, über „objektiv wahres“ Wissen zu verfügen. Niklas Luhmann hat bezogen auf die ökologische Kommunikation auch der moralisierenden, empörenden Protestkultur schon vor dreißig Jahren eine große Zukunft vorhergesagt. Und die ist spätestens mit den Greta-Klimaprotesten seit 2019 auch wieder auf der globalen Bühne. Das Problem dabei ist aber: Die Wut von der Straße als solche verhallt in den „Apparaten“ bestenfalls ungehört als störendes Grundrauschen, mit Ausnahme von Teilbereichen der Politik, oder sie wird in den Davos-Reden der Managerinnen aufgenommen. Damit Agrarökologie wirksam wird, müssen ihre Prinzipien aber in die Preisbildung für Lebensmittel einfließen, in Recht und Verordnung übersetzt werden. 

 

Ihre Anliegen aber werden andererseits nirgendwo ganz verhallen, denn es gibt Anknüpfungspunkte nach allen Seiten. Das ist bei starr definierten Konzepten wie dem ökologischen Landbau anders. Der muss Finanz- und Handelsministerien nicht interessieren, auch nicht ein Kanzleramt. Er führt in manchen Funktionsbereichen der Gesellschaft, wie etwa der Agrar- oder Wirtschaftspolitik, sogar zu Ablehnung (er senkt die Rohstoffverfügbarkeit für die exportorientierte Lebensmittelindustrie, er birgt das Risiko von Rohstoffverteuerungen). All dies gilt noch mehr für eine Klimapolitik, die auf rasche Verbote setzt. Sie führt zu Abwehrreaktionen. Agrarökologie aber sagt nicht notwendigerweise „Weniger“, so wie der Ökologische Landbau, weil dessen Produkte de facto deutlich teurer sind. Sondern sie sagt: „Intelligenter“. Im Unterschied zum Biolandbau, der auf den Anbau von Nahrungsmitteln konzentriert ist, scheint das Konzept der Agrarökologie auch tendenziell offener für das Anliegen der sogenannten Bioökonomie, dass nachwachsende Rohstoffe zunehmend die fossilen und mineralischen ersetzen müssten. Das erhöht den Druck auf die Fläche. 

 

Ohne angepassten finanz- und fiskalpolitischen Steuerungsrahmen wird es auch nicht vorangehen.

 

Die Bedeutung der Finanzpolitik erschließt sich anhand eines Beispiels aus Brasilien. Angela Cordeiro vom Agro Ecology Fund, einem Projektpartner der SEWOH, berichtet aus Brasilien: „Die Banken vergeben hier sehr leicht Kredite für die Ausweitung der Viehzucht, aber wenn Sie zum Beispiel ein Agroforstprojekt durchführen wollen, bekommen Sie garantiert nichts.“ Ihre Beobachtung macht deutlich: Auch wenn es überzeugende Anbautechniken gibt, welche die Erträge stabil hielten und der Artenvielfalt und den Boden guttäten, nützte es nichts, wenn die Produktionskosten höher wären und die Nachfrage nach den Agrarprodukten nicht. Denn dann gäbe es auch kein Interesse an Finanzierung. Also sind zum Aufbau agrarökologischer „Food Systems“ flankierende Finanzpraktiken und -gesetze nötig. Angefangen von sozial-ökologischen Richtlinien für Kreditvergabe bis hin zu entsprechenden Außenhandelsregimen (Zöllen) und steuerpolitischen Maßnahmen („true cost accounting“, reduzierte Mehrwertsteuern für Agroeco-Produkte). Viel davon ist in den „Green Deal“-Papieren der EU-Kommission angedeutet.

 

Entscheidend für das Gelingen ist schließlich die Ebene der Bäuerinnen und Bauern selbst und der Verbraucherinnen. Sie müssen die „agrarökologischen“ Produkte kaufen, in reichen wie in noch nicht so reichen Staaten. Mehr als 90 Prozent des akademisch publizierten Wissens über agrarwissenschaftliche Methoden sei daher irrelevant für Kleinbauern, weil nicht praktikabel, sagt etwa Fergus Sinclair, der die Abteilung für Forstwissenschaft im World Agroforestry Centre (ICRAF) in Nairobi leitet. Deswegen ist ein Ansatz der Agrarökologie auch, die Wissenschaft „transdisziplinär“ zu gestalten. Das heißt: von einem konkreten lokalen Problem ausgehend, unter Einbezug verschiedener Disziplinen, unbedingt und vor allem auch: lösungsorientiert.

 

Eine wissenschaftliche Revolution soll die Agrarökologie also auch bringen. Und gewissermaßen die Spaltung der fragmentierten Gesellschaft heilen:

 

„Die Transdisziplinarität überwindet die Dichotomie von Kultur und Wissenschaft“, sagt Fergus Sinclair, „sie ist Wissenschaft, die auf reale Probleme dieser Welt fokussiert ist, sie holt Stakeholder ins Boot, deren lokales Wissen reflexiv ist, und sie verwendet Methoden, die in Bezug zu funktionierenden Lösungen der Probleme stehen.“ Agrarökologie verwissenschaftlicht die Politik und Märkte und verpflichtet die Wissenschaft auf die Praxisperspektive. 

 

Afrika muss seine Ernten steigern und zugleich den Verlust von Wald, Wildtier- und Insektenleben und auch Bodenqualität stoppen, der in landwirtschaftlicher Nutzung gründet. Schon 2011 entschied auch die Afrikanische Union, dass Agrarökologie der geeignetere Weg wäre als ein fortgesetzter Versuch einer „konventionellen“ Intensivierung. Aber damals hatten von 55 erst 5 Mitgliedstaaten überhaupt Förderinstrumente für Ökolandbau und meist auch von sehr geringem Umfang, berichtet Simplice Nouala-Fonkou, der Leiter der Agrardivision der Afrikanischen Union. Heute gebe es ein steigendes, aber immer noch geringes Engagement der Regierungen an Biolandbau wie Agrarökologie. Praxistaugliche Förderung ist gefragt. „Das Thema muss gemainstreamt werden“, sagt Nouala-Fonkou. Eine auch von Wissenschaftlern formulierte Idee ist, dass afrikanische Staaten neben den Input-Förderprogrammen eine ökologische Fördersäule einrichten, vergleichbar mit dem EU-Agrarfördersystem. Andere fordern, dass es ausschließlich agrarökologische Subventionsprogramme gäbe.

 

Ein Beispiel für eine agrarökologische Innovation ist die verstärkte „Wiederentdeckung“ traditioneller Anbauweisen von Getreide im Fruchtwechsel und in der Nähe zu anderen Feldfrüchten (Multicropping) und deren Verbesserung. Zum Beispiel: das Multicropping von Erdnüssen und Hirse. Die wird von Wissenschaftlern begleitet und hinsichtlich vieler Faktoren wie Produktivität und Auswirkungen auf das lokale Bodenökosystem begleitet. Ein anderes Beispiel ist „FISH CRP“, eine Initiative des Fischforschungsprogramms des CGIAR in vielen Staaten Afrikas und Asien, hinter dem das internationale Forschungszentrum World Fish, die niederländische Universität Waageningen, die australische James Cook Universität und die Universität Greenwich stehen. In Dörfern werden kleine Fischzuchten geschaffen, in denen die Bauern Getreide zu Fisch „veredeln“ können. Das verbraucht kein Trinkwasser, sondern basiert auf Grundwasser oder geschieht in Flüssen, Seen und Teichen. Pflanzenabfälle werden zu Fischfutter. Das schmutzige Wasser dient als Dünger für die Felder. Dort wächst dann, im nächsten Schritt, idealerweise mehr als nur Mais, sondern eine Vielfalt an Früchten und dazwischen Push- und Pull-Kulturen, die nützliche Insekten anziehen oder Fraßinsekten ablenken, und so eine pestizidlose Landwirtschaft ermöglichen. Es ist die Summe solcher Beispiele, die verdeutlichen, dass Agrarökologie eine konkrete Utopie ist. 

 

Literatur

  • EU-Commission (2019), Farm to Fork Strategy, For a fair, healthy and environmentally-friendly food system. Brussels, p. 16-19.
  • FAO (2015), Report of the Regional Meeting on Agroecology in Sub-Saharan Africa. Dakar. 
  • Grossarth, Jan (2018), Die Vergiftung der Erde, Metaphern und Symbole agrarpolitischer Diskurse seit Beginn der Industrialisierung. Darin: Die kulturelle Wende der Agrarökologe, S. 159-166. 
  • HLPE (2019), Agroecological and other innovative approaches for sustainable agriculture and food systems that enhance food security and nutrition. Rome.
  • Wezel, Alexander, et al. (2009), Agroecology as a science, a movement and a practice. A review, in: Agronomy for sustainable development, 29-4, p. 503-515.

 

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