Agrarökologie auf UN-Ebene: Die Initiative „Scaling up Agroecology“ der FAO

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ruft zu einem neuen agrarwirtschaftlichen Ansatz auf, um ausreichende Mengen nahrhafter und sicherer Lebensmittel sowie stabile, multifunktionelle Landschaften sicherzustellen. Die Agrarökologie trägt zu einer ökologisch nachhaltigen, wirtschaftlich fairen, tragfähigen und sozial gerechten Gestaltung von Agrar- und Ernährungssystemen bei.

Kleinbäuerinnen in Andhra Pradesh. (c) FAO/Francisco Martinez

Von Dr. Emma Siliprandi

Dr. Emma Siliprandi ist Lead Focal Point der FAO Scaling up Agroecology Initiative.

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Von Jimena Gómez

Jimena Gómez ist Ecosystem Services and Agroecology Consultant bei der FAO.

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Die FAO (Food and Agriculture Organization, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) setzt sich seit 2014 für die Förderung der Agrarökologie ein, als sie das Erste Internationale Symposium der Agrarökologie veranstaltete, um Evidenzen zu sammeln, Erfahrungen auszutauschen und die Rolle der öffentlichen Politik bei der Unterstützung der Agrarökologie zu erörtern. Am Dialog nahmen zahlreiche Stakeholder (zivilgesellschaftliche Organisationen, Landwirt*innen, Nichtregierungsorganisationen, Regierungen sowie der akademische Sektor) teil. Im Anschluss wurden in den Jahren von 2014 bis 2018 weitere regionale Seminare abgehalten, welche die Themen wieder aufgriffen. Die vier wichtigsten Beiträge der Agrarökologie zur Umsetzung der Evidenz in Entwicklungsprioritäten sind:

  • die Förderung der Nahrungs- und Ernährungssicherheit, einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung, der lokalen Entwicklung sowie nachhaltiger Produktionssysteme;
  • die Förderung der Resilienz auf der Hof- und Landschaftsebene und die Unterstützung von Kleinbäuer*innen bei der Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels sowie bei der Anpassung an dessen Folgen;
  • die Hilfestellung bei der Verbesserung der Lebensgrundlage kleinbäuerlicher Lebensmittelproduzent*innen und die Bekämpfung der Armut in ländlichen Regionen;
  • die Förderung der Inklusion marginalisierter Gruppen und eines fairen Zugangs zu den Ressourcen für alle.

Während des Zweiten Internationalen Symposiums der Agrarökologie im Jahr 2018 rief die FAO gemeinsam mit ihren Partnern aus den Vereinten Nationen die Initiative „Scaling up Agroecology“ ins Leben, um den Worten Taten folgen zu lassen und ein grundlegendes Engagement zu katalysieren, das für die Auf- und Abskalierung der Agrarökologie auf allen Ebenen notwendig ist. Die Initiative fördert Synergien und unterstützt die Koordination und Bereitstellung einer technischen und politischen Lenkung für Länder und Stakeholder.

 

Kleinbäuerinnen in Andhra Pradesh bei einer Fortbildungsmaßnahme. (c) FAO/Francisco Martinez

In Anerkennung der Agrarökologie als ein dynamisches Konzept, das in den vergangenen Jahren im wissenschaftlichen, landwirtschaftlichen und politischen Diskurs Bekanntheit erlangt hat, entwickelte die FAO die 10 Elemente der Agrarökologie. Diese sollen als analytisches Rahmenwerk dienen, um die Gestaltung differenzierter Wege für die Transformation der Agrar- und Lebensmittelsysteme auf verschiedenen Ebenen und Niveaus zu unterstützen. Die zehn Elemente identifizieren wichtige Merkmale agrarökologischer Systeme und Ansätze, liefern Schlüsselerkenntnisse für die Entwicklung und Förderung eines der Agrarökologie zuträglichen Umfelds und dienen somit politischen Entscheidungsträgern, Anwender*innen sowie Stakeholdern bei der Planung, dem Management und der Bewertung einer agrarökologischen Transformation als Orientierungshilfe. Biodiversität, Verbraucher*innen, Bildung und Governance werden als vielversprechende Eintrittsstellen identifiziert, während Nexus-Ansätze angewandt werden, um auffallende Interaktionen zwischen den verschiedenen Sektoren und Eintrittsstellen in den Mittelpunkt zu rücken und zu untersuchen sowie plausible Theorien für einen transformativen Wandel der Agrar- und Ernährungssysteme für mehr Nachhaltigkeit zu entwickeln. Agrarökologische Innovationen bringen auch institutionelle Innovationen mit sich, um eine Änderung der Vorschriften herbeizuführen, die die Handlungen und Interaktionen der Akteure bestimmen. Auf diese Weise soll ein Umfeld entstehen, das eine agrarökologische Transformation vorantreibt.

 

Nichtsdestotrotz existieren noch viele Herausforderungen, die gemeistert werden müssen, um agrarökologische Ansätze weitläufiger auf- und abskalieren zu können. Innovationen und Verbesserungen rund um Agrarverfahren sollten mit Investitionen in das Sozialkapital, einer gemeinsamen Wissensbildung zusammen mit Landwirt*innen, neuen Marketingnetzwerken sowie einer verantwortungsvollen Governance für den Boden und die natürlichen Ressourcen kombiniert werden. Um die Agrarökologie global fördern und skalieren zu können, sollten internationale Organisationen Länder und relevante Stakeholder in folgenden Schlüsselbereichen unterstützen:

  • Stärkung der zentralen Rolle der Produzent*innen sowie ihrer Organisationen beim Zugriff auf natürliche Ressourcen sowie beim Schutz und bei der Nutzung dieser Ressourcen;
  • Förderung der Bildung einer gemeinsamen Wissensbasis und des Austausches von Know-how mittels partizipativer Forschung und Innovation;
  • Förderung multidimensionaler und ganzheitlicher Rahmenwerke für die Messung und Überwachung der Performance unter Berücksichtigung externer Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt;
  • Förderung von Märkten für agrarökologische Produkte und Dienstleistungen;
  • Förderung einer verantwortungsvollen Governance durch die Schaffung günstiger und kohärenter politischer Kontexte (einschließlich politischer, rechtlicher und finanzieller Rahmenwerke).

Im Hinblick auf eine verantwortungsvolle Governance besteht die größte Herausforderung darin, Good-Governance-Mechanismen wie Chancengleichheit, Integration und Governance auf der Communityebene zu fördern, um verschiedene Akteure bei der Umwandlung ihrer Praktiken in resiliente und nachhaltige Verfahren zu unterstützen und gleichzeitig die Synergien innerhalb der Ernährungssysteme zu maximieren. Die Evidenz zeigt, dass die erfolgreichsten agrarökologischen Initiativen von unten nach oben aufgebaut wurden. Die Agrarökologie wird von zahlreichen internationalen Fördereinrichtungen als ein effizienter Entwicklungsansatz angesehen. Sie wird als konzeptuelles Rahmenwerk für eine stetig wachsende Anzahl von Projekten der Globalen Umweltfazilität (Global Environment Facility, GEF) insbesondere in Westafrika angewandt, unter anderem für das Drylands-Programm für den Trockenfeldbau in fragilen und zunehmend gefährdeten Ökosystemen.

 

Kleinbäuer*innen in Andhra Pradesh beim Bestellen ihres Feldes. (c) FAO/Francisco Martinez

Die Initiative „Scaling up Agroecology“ bringt verschiedene Akteure im Rahmen nationaler Umwandlungsprozesse zusammen und regt Regierungen, den privaten Sektor, Akademiker*innen sowie Forschungs- und zivilgesellschaftliche Organisationen zum Umdenken und zur Umgestaltung der Ernährungssysteme an. Dabei rückt sie Nachhaltigkeitsprinzipien und institutionelle Innovationen in den Mittelpunkt, die dabei helfen, systemische Lösungen für systemische Herausforderungen zu finden. In Mexiko, einem der Schwerpunktländer der Initiative „Scaling up Agroecology“, wird die Transformation zu nachhaltigen Ernährungssystemen von der Grupo intersecretarial de Salud, Alimentación, Medio Ambiente y Competitividad (Intersekretäre Gruppe für Gesundheit, Ernährung, Umwelt und Wettbewerbsfähigkeit, GISAMAC) gesteuert, einer Organisation, zu deren Mitgliedern verschiedene Regierungsbehörden und -gebiete, die auf Ernährungssysteme Einfluss nehmen, sowie Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher und internationaler Einrichtungen zählen. Im Zeitraum von 2019 bis 2020 wurden die ersten transformativen Ziele erreicht: i) Kennzeichnung stark verarbeiteter Lebensmittel und Getränke mit Zuckerzusatz mit einem entsprechenden Warnhinweis auf der Vorderseite der Verpackung sowie Kommunikationskampagnen zur Förderung einer gesunden Ernährung und besserer Konsumgewohnheiten; ii) ein Präsidialdekret, das den Anbau von Genmais untersagt und eine graduelle und progressive Einstellung der Verwendung von Glyphosat in Mexiko bis zum 31. Januar 2024 vorsieht; iii) eine nationale Strategie für die agrarökologische Transformation; iv) das Programm „Sowing Life“ mit rund 400.000 teilnehmenden Landwirt*innen, das die Pflanzung von Obst- und Waldbäumen gemäß agrarökologischen Prinzipien fördert.

 

Gemeinden werden ermutigt, solche Technologien zu nutzen, die in ihren eigenen Systemen und Kapazitäten entstanden und verankert sind, um eine langfristige Anwendung sicherstellen zu können.

 

Der Ansatz der Farmer Field Schools (Feldschulen für Landwirt*innen, FFS) ist ein innovatives Beispiel für die gemeinsame Wissensbildung durch horizontale Ausdehnung, die Personen aus der Landwirtschaft, der Forschung und den lokalen Beratungsstellen zusammenbringt. Die FAO und die GEF unterstützen Kleinbäuer*innen über die FFS dabei, ihre Resilienz durch die Anpassung an den Klimawandel und die Einführung agrarökologischer Verfahren zu stärken. Dabei werden Gemeinden ermutigt, solche Technologien zu nutzen, die in ihren eigenen Systemen und Kapazitäten entstanden und verankert sind, um eine langfristige Anwendung sicherstellen zu können. In Andhra Pradesh, Indien wurde die Initiative „Community Managed Natural Farming“ (Community-basierter natürlicher Landbau, APCNF) ins Leben gerufen: Das Programm dient dem Ziel, eine Resilienz gegenüber der infolge des Klimawandels immer häufiger auftretenden Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürmen in Andhra Pradesh aufzubauen, die Anreicherung des Bodens mit Kohlenstoff sowie das Wachstum mehrjähriger Vegetation zu fördern und die Wasserressourcen effizienter zu nutzen, um dem besorgniserregenden Absinken des Grundwasserspiegels entgegenzuwirken.

 

APCNF arbeitet mit den FFS, um die Einführung agrarökologischer Verfahren voranzutreiben, und hat auf diese Weise bisher 580.000 Landwirt*innen in 3.000 Dörfern erreicht. Unabhängige Auswertungen zeigen, dass die Produktionskosten durch die Integration von Pflanzenbau und Tierhaltung sowie dank einer Stabilisierung des Systems gesenkt werden konnten, was zu höheren Einkünften der APCNF-Landwirt*innen, einer besseren Boden- und Pflanzengesundheit, mehr Resilienz, einer gesteigerten wirtschaftlichen Emanzipation sowie mehr Arbeitswürde geführt hat. Eine der am häufigsten angewandten Techniken ist die innovative Saatmethode PMDS (Pre-Monsoon Dry Sowing, Trockenansaat vor dem Monsunregen), die den Wasserdampf aus der Atmosphäre für den Pflanzenanbau nutzt und grüne Vegetation während des gesamten Jahres sicherstellt, sodass die Landwirt*innen selbst bei Regenfeldbaubedingungen in Halbtrockengebieten dreimal jährlich ernten können. Seit 2015 fördert die Regierung von Andhra Pradesh die Anwendung des PMDS-Ansatzes für den gesamten Bundesstaat und will mit dieser Transformation sechs Millionen landwirtschaftliche Haushalte erreichen.

 

Indische Farmerinnen begutachten den Ertrag ihres Feldes. (c) FAO/Francisco Martinez

Die jüngsten Veröffentlichungen weisen auf die fundamentale Notwendigkeit eines Wandels der Performance- und Überwachungsrahmenwerke der agrarwirtschaftlichen Entwicklung von der Einheitlichkeit zur Vielfalt hin. Das bedeutet, dass umfassende Metriken geschaffen werden müssen, um die komplexe Performance von Agrar- und Ernährungssystemen im Rahmenwerk der Nachhaltigkeit erkennen zu können. Die FAO hat in Zusammenarbeit mit ihren Partnern ein Tool für die Bewertung der agrarökologischen Performance (Tool for Agroecology Performance Evaluation, TAPE) entwickelt, um Wissen aufzubauen und den Produzent*innen zu helfen, gemeinsam Daten und Evidenzen zu ihren eigenen Verfahren zu gewinnen. Zudem stellt das Tool politischen Entscheidungsträgern und Entwicklungseinrichtungen durch Verweise auf die Agrarökologie und ihren Beitrag zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele wichtige Informationen bereit. Weltweit werden intensive Schulungen durchgeführt, um eine breite Anwendung und Konsistenz sicherzustellen.

 

Das High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition (HLPE, hochrangiges Expertenpanel für Ernährungssicherheit und Ernährung) veröffentlichte 2019 einen Bericht über agrarökologische und sonstige innovative Ansätze für nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme, die die Ernährung und die Ernährungssicherheit verbessern. Der Bericht legte den Grundstein für die entsprechende Diskussion des Welternährungsausschusses, die der Erarbeitung politischer Empfehlungen zu diesem Thema dient. Dieses Dokument wird für Regierungen und sonstige Stakeholder eine nützliche Orientierungshilfe bei der Förderung agrarökologischer Ansätze in verschiedenen Maßstäben sein.

 

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