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Afrika hat die jüngste und am schnellsten wachsende Bevölkerung der Erde. Für viele junge Menschen könnte die Landwirtschaft eine Job-Perspektive bieten. Doch um deren Lebensbedingungen und Jobaussichten auf dem Land zu verbessern, sind politische Reformen und Investitionen dringend notwendig. Denn diese jungen Menschen werden zukünftig im Mittelpunkt der Landwirtschaft und ländlichen Entwicklung stehen.
Afrika hat die jüngste und am schnellsten wachsende Bevölkerung der Erde. Das Durchschnittsalter südlich der Sahara liegt bei 19.3 Jahren. Rund 12 Millionen junge Menschen kommen jedes Jahr neu auf den Arbeitsmarkt. Für viele von ihnen könnte die Landwirtschaft eine Job- Perspektive bieten. Schon heute arbeitet mehr als die Hälfte der 18-24jährigen auf dem Land.
Doch die Arbeit auf dem Land und in der Landwirtschaft birgt auch Risiken: der Klimawandel, Kriege und Konflikte, die Folgen der Corona-Pandemie und viele andere mehr. Um die Lebensbedingungen und Jobaussichten von jungen Menschen auf dem Land zu verbessern, sind Investitionen dringend notwendig; denn die jungen Menschen werden in Zukunft im Mittelpunkt der Landwirtschaft, der landwirtschaftlichen Unternehmen und der ländlichen Entwicklung stehen.
Die Idealvorstellung der meisten Jungen Menschen ist der Mittelweg: Sie wollen nicht nur, aber auch Landwirtschaft betreiben.
Sehr häufig findet man -auch in der Literatur- die Annahme, Jugendliche fänden eine Beschäftigung in der Landwirtschaft unattraktiv, sie produziere „arme Männer“. Stattdessen würden sie lieber in die Städte oder sogar ins Ausland abwandern.
Verschiedene Studien, u.a. der Uni Hohenheim oder von IFAD, kommen jedoch zu etwas differenzierteren Ergebnissen. Knapp die Hälfte von in Sambia befragten Jugendlichen konnte sich sehr wohl eine Beschäftigung in dem Sektor vorstellen; denn sie sei gut und profitabel. Andere wiederum halten die Landwirtschaft für zu mühsam, risikoreich und unattraktiv. Die Idealvorstellung der meisten aber war der Mittelweg: Sie wollen nicht nur, aber auch Landwirtschaft betreiben. Also Lehrer werden oder Handwerker oder eine Schneiderei aufmachen und gleichzeitig einen Hof bewirtschaften. Es gibt also in den Augen von jungen Leuten vielfältige Strategien zum Lebensunterhalt; Landwirtschaft wäre eine von mehreren Einkommensquellen. So werden die Risiken einer Beschäftigung in diesem Sektor reduziert.
In jedem Fall gilt: Wirtschaftliche Chancen für Jugendliche in ländlichen Regionen bieten sich nicht nur in Viehzucht und Ackerbau, sondern auch in anderen Sektoren des Agrar- und Ernährungssystems, z.B. der Kauf und Verkauf landwirtschaftlicher Produkte auf Märkten oder der Verkauf von Betriebsmitteln für landwirtschaftliche in Geschäften. Tätigkeiten außerhalb des Hofes verbessern auch die Einkommenschancen für junge Frauen auf dem Land- und ihre Position.
Das ist auch dringend nötig, denn sie haben einen schlechteren Zugang zu Land und empfinden die Arbeit auf der Farm als besonders mühsam. In einer Studie der Uni Hohenheim zu Sambia geben 14% der befragten jungen Männer an, die Landwirtschaft beruflich am liebsten ganz hinter sich zu lassen, aber 40% der jungen Frauen.
Kein Zweifel: Der ländliche Raum muss attraktiver für Jugendliche werden. Ein besseres Haus wünschen sich viele, eine höhere Produktion. Sicherungsnetze gegen Ernteausfälle oder den Klimawandel. Die Attraktivität kann man mit technischen Hilfsmitteln, wie z.B. Traktoren oder auch mit Smartphone-Apps steigern. Das aber wird nicht ausreichen. Investitionen in den ländlichen Raum müssen auch die gesellschaftliche Ungleichheit adressieren, besonders die Ungleichheit von jungen Männern und jungen Frauen. Eine größere Chancengleichheit sollten bei Investitionen im ländlichen Raum immer als wichtiges Ziel mitgedacht werden, auch wenn sie politische Reformen nicht ersetzen können.
Zudem sollten politische Reformen und Investitionen dazu beitragen den Zugang zu Land, Wasser und Krediten für junge Menschen, insbesondere junge Frauen zu erleichtern. Sie brauchen dringend vor allem besseren Zugang zu Land, das sie bewirtschaften können.
Um ländliche Räume attraktiver für junge Menschen zu machen, braucht es überdies Investitionen in die Klima-Resistenz. Immer mehr Jugendliche werden in Zukunft von der Landwirtschaft abhängig sein. Gleichzeitig wird Landwirtschaft in Afrika vermehrt unter Klimaschocks leiden und so auch verwundbarer sein, wenn nicht wirksame Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Einseitig auf eine Digitalisierung der Landwirtschaft zu setzen, halten Wissenschaftler dagegen für wenig aussichtsreich. Hier gebe es mangelnde Grundkenntnisse bei den meisten Jugendlichen. Zudem existierten gravierende Barrieren, etwa schlechte Internet-Verbindungen und hohe Betriebskosten für Smartphones. Die Wirkung der bisherigen Maßnahmen auf diesem Gebiet sei jedenfalls gering.
Jugendlichen wollen an selbstbestimmten politischen Dialogen teilnehmen, nicht als schmückendes Beiwerk, sondern an den Entscheidungstischen sitzend.
Eine besonders interessante, aber bisher vernachlässigte Zielgruppe sind junge und potenzielle Agrarexpertinnen oder -experten. Sie machen im In- oder Ausland eine akademische Ausbildung, z. B. im Fach Agrarwissenschaften, oder möchten das tun. Doch sie wissen einfach zu wenig über Karrieremöglichkeiten in der Forschung und Entwicklung. Zudem fehlt ihnen die Möglichkeit oder das Wissen, politische Entscheidungsprozesse zu beeinflussen.
Entwicklungsbanken versuchen seit einiger Zeit das Bild zu vermitteln, dass Landwirtschaft nicht nur eine Überlebensgrundlage für Kleinbauern ist, sondern eine vielversprechende wirtschaftliche Aktivität, die Wohlstand für die Nationen schaffen kann. Solche Behauptungen gewinnen an Glaubwürdigkeit, wenn die Politik nicht nur für Jugendliche arbeitet, sondern mit Jugendlichen. Sie wollen an selbstbestimmten politischen Dialogen teilnehmen. Aber nicht als schmückendes Beiwerk, sondern mit an den Tischen sitzen, an denen die Entscheidungen getroffen werden, schließlich geht es um ihre Zukunft.
Diese Informationen beruhen auf drei Beiträgen für das aktuelle Fachjournal Welternährung der Welthungerhilfe:
Thomas Daum: Wie Jugendliche in Afrika ihre Zukunft in der Landwirtschaft sehen
Athur Mabiso, Rui Benfica: Kehrt Afrikas Jugend der Landwirtschaft den Rücken?
Emily Ongus: Junge Agrarexperten fordern die Politik heraus
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