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Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert entwicklungsorientierte Ansätze der Agrarforschung, darunter das internationale Agrarforschungssystem (CGIAR), mit rund 25 Mio. jährlich. Auch als Reaktion auf den Klimawandel hat das BMZ einen Reformprozess angestoßen, der die Agrarforschung schneller und wirksamer machen soll - vom Labor über den Acker bis zum Teller. Das International Food Policy Research Institute (IFPR) spielt dabei eine Schlüsselrolle, weil die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen entscheidend ist, um eine Welt ohne Hunger zu schaffen.
Kurz vor dem Ausscheiden aus seinem Amt als Generaldirektor des IFPR spricht Shenggen Fan über nötige Reformen und Vorgehensweisen, um die globale Ernährungssicherheit im kommenden Jahrzehnt zu erreichen.
Das eingesetzte Geld hat nicht ausgereicht. Immer noch hungern mehr als 800 Millionen Menschen weltweit und etwa zwei Milliarden leiden unter einem Mangel an Mikronährstoffen: dem so genannten "versteckten Hunger". Eines der Hauptprobleme ist, dass die Kleinbäuer*innen nicht von Technologien, Strategien und Investitionen profitiert haben. Die meisten Mittel werden zur Subventionierung der Produktion verwendet: zum Kauf von Düngemitteln oder Maschinen, aber Kleinbäuer*innen verbrauchen nicht viel Düngemittel, und bewirtschaften nur kleine Flächen. Somit profitieren sie von den Subventionierungen wesentlich weniger als größere Landwirt*innen. Dazu kommt ein Mangel an Beratungsdiensten, fehlende Infrastruktur und ungenügende Unterstützung beim Zugang zu Input- und Outputmärkten .
Die andere große Gruppe, der mehr Aufmerksamkeit zuteil werden muss, sind die Menschen, deren Einkommen nicht ausreicht, um nahrhafte Lebensmittel zu kaufen. Diese Gruppe wird größer werden, da immer mehr Menschen in Städte ziehen. Die Frage ist: Wie können wir ein Sicherheitsnetz für sie bereitstellen? Dazu müsste der Einkommenstransfer mit Wissen darüber verknüpft werden, wie die betroffenen Familien das ihnen zur Verfügung stehende Geld einsetzen können, um ihren Kindern dennoch eine nährstoffreiche Ernährung zu ermöglichen.
Schauen wir uns die CGIAR-Institutionen an – die globale Partnerschaft, in der sich internationale Organisationen zusammenschließen, die sich mit der Forschung für eine lebensmittelsichere Zukunft befassen: Sie sind sehr gut in der Forschung, aber ihre Umsetzungspotenziale müssen besser werden. Wir müssen vom ersten Tag an mit den nationalen Forschungspartnern zusammenarbeiten und nicht warten, bis unsere Forschungsergebnisse vorliegen. Zum Beispiel: Wenn du mir nur eine neue Technologie bringst, ist es nicht immer klarob sie effektiv ist - ich muss auch meine eigenen Kapazitäten aufbauen, um diese Technologie anwenden zu können. Deshalb müssen wir gemeinsam innovativ sein und gemeinsam forschen, damit diese Ergebnisse auch von den nationalen Systemen genutzt werden können. Lasst uns diese Ergebnisse in die Hände der nationalen Forschungspartner geben. Nur so kann das CGIAR effektiver sein – und genau deshalb führen wir ein neues CGIAR-System ein.
Die Weizen- und Reisproduktion wurde erhöht, aber es mangelt an Mikronährstoffen und brachte sogar das neue Problem der Fettleibigkeit, weil der Schwerpunkt mehr auf der Erhöhung der Kalorien und nicht auf nahrhaften Lebensmitteln wie Gemüse, Obst und vor allem Bohnen liegt. Und auch die ökologischen Herausforderungen sind größer geworden. In Indien zum Beispiel istdie Umweltverschmutzung durch Landwirtschaft erheblich, da Düngemittel und Pestizide in die Flüsse abfließen. Wenn Afrika also seine eigene grüne Revolution fördert, sollte es vermeiden, diese Fehler zu wiederholen und es zu einer echten grünen Revolution machen. Das bedeutet, dass alle drei Themen gleichzeitig untersucht werden müssen: Ernährungssicherheit, Ernährung und Umwelt. Auch die Entwicklungshilfe sollte so fokussiert werden, indem diese Fragen gleichzeitig im Sinne eines ganzheitlichen Ernährungssystems und unter Berücksichtigung von Ernährungssicherheit, Nachhaltigkeit, Klimawandel und Ernährung betrachtet werden. Denn die nachträgliche Behebung der Fehler kostet viel mehr und kann sehr schwierig sein.
Im Moment mangelt es an Geld und Menschen. Die Menschen, die wir in Deutschland oder den USA ausbilden, werden wahrscheinlich für die Privatwirtschaft, Geberagenturen oder die Weltbank arbeiten, und ich kann es ihnen nicht verübeln, denn in ihren Ländern ist die Bezahlung so niedrig. Capacity Building bedeutet auch, dass man sie besser bezahlen muss. Tatsächlich muss sich die gesamte Zahlungsstruktur ändern. Geberagenturen können helfen, indem sie Budgethilfe leisten, um lokale Experten besser zu bezahlen.
Die lokalen Regierungen sollten auch die Bedeutung der Landwirtschaft für ihr Wachstum im Hinblick auf Ernährungssicherheit und Beschäftigung erkennen. Deshalb sollten wir meiner Meinung nach nicht nur mit den Landwirtschaftsministerien zusammenarbeiten, sondern auch mit den Finanz- und Planungsministerien oder sogar mit den Ministerpräsidenten, um ihnen klarzumachen, dass ohne den Agrarsektor ihre Wirtschaft leiden wird.
Sobald die Landwirtschaft in Schwung kommt und die Wirtschaft wächst, können die nationalen Experten durch ihr eigenes System entlohnt werden.
Einige landwirtschaftliche Technologien mögen die Ernten erhöhen, nutzen aber nicht der Gesellschaft als Ganzes, wenn sie nicht gut für Frauen sind. Als zum Beispiel die grüne Revolution in China in mein Dorf kam, erhöhte sie den Ertrag von zwei Ernten pro Jahr auf drei, wegen kürzerer Vegetationszeiten. Aber das bedeutete natürlich auch mehr Arbeit. Also, wer musste diese Arbeit machen? Es war meine Mutter.
Frauen müssen gestärkt werden und Zugang zu Einkommensquellen - also Land und Wasser -, zu Wissen und politischen Netzwerken erhalten. Sie sollten ihren Ehemännern und den Leuten von Beratungsagenturen, die hauptsächlich männlich sind, gleichgestellt werden. Viele Studien zeigen, dass die Stärkung von Frauen in der Landwirtschaft große Auswirkungen hat. Und wenn Sie die weibliche Bevölkerung einbeziehen, wird diese Ihnen sagen, ob eine Technologie oder Entscheidung negative Auswirkungen auf Frauen hat.
Wir brauchen auch mehr Frauen in den nationalen Forschungssystemen und in Führungspositionen. Zum Beispiel in der Politik. Wenn sie Entscheidungen treffen, werden sie die Dinge aus der Sicht von Frauen und Müttern sehen, so dass es darum geht: die Bildung meiner Kinder, die Ernährung oder die Gesundheit meiner Kinder, während Männer Entscheidungen auf unterschiedliche Weise treffen.