Indien

Indien ist auf dem Weg zur Industrienation, doch Hunger und Armut sind weit verbreitet. Um seine wachsende Bevölkerung zu ernähren, muss der Subkontinent die Landwirtschaft nachhaltig fördern.

 

Hauptstadt

Neu-Delhi

Amtssprachen

Hindi und Englisch

Fläche

3.287.590 qkm

Einwohnerzahl

ca. 1,3 Mrd.

Bevölkerungswachstum

1,2 %

Ländliche Bevölkerung

67 % der Gesamtbevölkerung

Bruttoinlandprodukt

ca. 2 Bio. US-Dollar

Anteil der Landwirtschaft am BIP

17,4 %

Schweregrad des Hungers laut Welthunger-Index

ernst

Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung

15,2 %

Human Development Index

Index: 0.609 / Rang: 130 von 188

Anteil der Bevölkerung, der von weniger als 1,25 US-Dollar am Tag lebt

23,6 %

Schwellenland der Extreme

Schon 2025 dürfte Indien den bisher bevölkerungsreichsten Staat China ablösen. Seine 1,3 Milliarden Einwohner sind durchschnittlich 23 Jahre jung, die Gesellschaft somit potenziell dynamisch. Dienstleistungen, Informationstechnologie, Industrie und Forschung können an der Spitze des weltweiten Wettbewerbs mithalten. In den Hochhäusern der Wirtschaftszentren von Mumbai, Neu-Delhi oder Bangalore spiegelt sich die fortschreitende Industrialisierung. Wirtschaftsreformen Anfang der 1990er Jahre machten diesen Weg möglich. In den übervölkerten Elendsvierteln hingegen leben die Menschen in Armut. Die Globalisierungsgewinner sind die sehr reiche Oberschicht und eine wachsende Mittelschicht. Die perspektivlosen Slumbewohner, die verschuldeten Landwirte und die Zugehörigen der untersten Kasten profitieren nicht von den 7,6 Prozent Wirtschaftswachstum im Jahr. In keinem anderen Land sind so viele Menschen arm und leiden an Hunger wie in Indien.

 

Vielfältige Landwirtschaft für die Ernährungssicherheit

Um Indiens wachsende Bevölkerung in ausreichender Menge und Qualität zu ernähren, muss die Landwirtschaft genügend Getreide, aber auch Hülsenfrüchte produzieren. Die zunehmende Zahl an Besserverdienern in den Städten fragt zudem mehr Obst, Gemüse, Milch und neuerdings auch Fleisch nach. Traditionell spielt Fleisch in der vielseitigen indischen Küche eine untergeordnete Rolle. Vegetarische Curries aus Okra oder Blumenkohl sowie würzige Dals aus Linsen oder Kichererbsen werden mit Brot, Getreide und Reis gegessen.

 

Die größte Rinderherde der Welt weidet in Indien, doch viele Kleinbauern kämpfen ums Überleben

 

Für Indiens Ernährungssicherheit und die veränderten Konsumgewohnheiten ist eine produktive, diversifizierte und nachhaltige Landwirtschaft notwendig, die widerstandsfähig gegen zunehmende Unwetter ist. Indien ist zwar ein globales landwirtschaftliches Kraftwerk: Der indische Subkontinent ist der weltweit größte Produzent von Milch, Hülsenfrüchten und Gewürzen. Dort werden die größten Anbauflächen für Weizen, Reis und Baumwolle kultiviert. Und auch die größte Rinderherde der Welt weidet in Indien. Die Einnahmen aus der Landwirtschaft sind jedoch ungleich verteilt. Die vielen Kleinbauern kämpfen hingegen ums Überleben: Die Früchte ihrer Arbeit reichen oft nicht für eine ausreichende und ausgewogene Versorgung ihrer eigenen Familien.

 

Produktivität hat ihren Preis

Eine Modernisierung der Landwirtschaft hat weitreichende Folgen, wie die Geschichte Indiens zeigt. Nach seiner Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft war das Land bis zur so genannten Grünen Revolution auf internationale Lebensmittelhilfen angewiesen. Ab 1966 ermöglichte die Regierung der Landwirtschaft durch Subventionen und Garantiepreise, auf moderne Produktionsmethoden umzustellen: Mit verbessertem Saatgut, und dem Einsatz mineralischen Düngers, Pflanzenschutzmitteln und Bewässerung konnten die Erträge enorm gesteigert werden. Indien produzierte in den folgenden Jahren genügend Getreide für den eigenen Bedarf und sogar für den Export. So konnten die vielfach vorprogrammierten Hungerskatastrophen verhindert werden. 

 

RINDFLEISCH-EXPORTWELTMEISTER Indien hat den bisherigen Rindfleisch-Export-Weltmeister Brasilien überholt. Das ist kurios – hat doch die vegetarische Kultur in Indien eine lange Tradition. Viele glauben, in Indien dürften keine Rinder geschlachtet oder gegessen werden. Dort leben jedoch nicht nur Hindus, sondern auch viele Moslems, die Rind nicht nur gerne essen, sondern auch entsprechend ihren religiösen Vorschriften, halal, schlachten. Das macht die Exporte aus Indien interessant für den arabischen Markt. Außerdem unterscheiden sich in Indien die Vorstellungen, was eine Heilige Kuh ist von Region zu Region. Die Tiere werden einfach in jene Bundesstaaten gefahren, in denen eine Schlachtung erlaubt ist oder geduldet wird.

Die Kehrseite der Intensivierung: Die Vielfalt der angebauten Kulturen geht zurück, das Auftreten von Schädlingen erfordert mehr Pflanzenschutz, und die Bodenfruchtbarkeit hat sich vielfach verschlechtert. Dünger, Pflanzenschutz und leistungsfähiges Saatgut versprechen höhere Erträge, kosten aber auch mehr Geld. Wenn Ernten wegen Überschwemmungen, Dürren oder Wirbelstürmen ausfallen, können viele Bauern ihre Schulden nicht zurückzahlen.

 

Kleinbäuerliche Agrarwirtschaft modernisieren

In ihrer Vision 2020 beschreibt die indische Regierung, wie der Agrarsektor dem erhöhten Bedarf an Nahrungsmitteln nachkommen soll. Laut dem Papier bemüht sich die Regierung, in ländliche Infrastruktur zu investieren, gezielt Bewässerung voranzutreiben sowie Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten für arme Städter und die Landbevölkerung zu fördern. Insbesondere Landlose und Analphabeten sind von Hunger und Mangelernährung betroffen. Damit Kleinbauern einen noch größeren Beitrag zur Ernährungssicherung leisten, führen landwirtschaftliche Berater optimierte Anbau-, Ernte- und Lagerungsmethoden ein.

 

 

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