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Indiens Grüne Revolution hat Millionen von Menschen aus der Armut gehoben, doch der großflächige Einsatz von chemischen Düngemitteln hat die Böden des Landes stark ausgelaugt. Das „ProSoil“-Projekt zeigt, wie indische Farmer durch die Kombination traditioneller und innovativer Praktiken nicht nur ihre Böden wiederherstellen, sondern auch dem Klimawandel entgegenwirken.
In Indien beendete die Grüne Revolution der Landwirtschaft den Hunger von Millionen Menschen. Doch der massive Einsatz von chemischen Düngemitteln zur Produktivitätssteigerung hat den Böden des Subkontinents schwer zugesetzt. Fast 40 Prozent der indischen Landmasse – 147 Millionen Hektar – sind von Bodendegradation betroffen, wobei 3,7 Millionen Hektar unter einer starken Verarmung der organischen Bodensubstanz und Nährstoffe leiden. Die Bodendegradation wird hauptsächlich durch schlechte Bodenbewirtschaftung und landwirtschaftliche Praktiken, unsachgemäße Bewässerung sowie den übermäßigen Einsatz von Agrochemikalien und Düngemitteln verursacht. Der Klimawandel beschleunigt den Verlust an organischem Kohlenstoff im Boden („soil organic carbon“, SOC) zudem. Dieser organische Kohlenstoff stellt eine entscheidende Bodenkomponente für die Speicherung und den Umsatz von Nährstoffen, die Feuchtigkeitsspeicherung, den Schadstoffabbau und vor allem die Kohlenstoffbindung dar.
Glücklicherweise erkennen die indischen Landwirte und politischen Entscheidungsträger, welch zentrale Rolle organischer Kohlenstoff für gesunde Böden spielt. Bodengesundheit steht zunehmend im Mittelpunkt von Bodenbewirtschaftungs- und Landmanagementpraktiken. Indien hat ehrgeizige Pläne, die Bodendegradation in der Landwirtschaft aufzuhalten und umzukehren, um die damit verbundenen Herausforderungen wie niedrige Einkommen für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, hohe Kosten für landwirtschaftliche Betriebsmittel und fortschreitende Umweltzerstörung zu bewältigen.
In seiner vielbeachteten Rede am 16. Dezember 2021 stellte der indische Premierminister Narendra Modi einen alternativen Weg zur konventionellen Landwirtschaft vor, genannt Natural Farming (NF). NF stellt chemiefreie, traditionelle Anbaumethoden in den Mittelpunkt. Dieser Ansatz fördert agrarökologische, diversifizierte Anbausysteme, das Nutzpflanzen, Bäume und Vieh mit einer funktionalen biologischen Vielfalt verbindet.
Wir müssen nicht nur das uralte Wissen der Landwirtschaft neu erlernen, sondern es auch für die moderne Zeit schärfen.
„In diesem Sinne müssen wir neu forschen und das alte Wissen in den modernen wissenschaftlichen Rahmen einpassen", so der indische Premierminister.
Seit 2015 unterstützt das Globalvorhaben „Bodenschutz und Bodenrehabilitierung für Ernährungssicherung“ (ProSoil) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und umgesetzt von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in sechs afrikanischen Ländern – Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Kenia, Madagaskar, Tunesien und Indien – dabei, desolate Böden durch nachhaltiges Landmanagement dauerhaft fruchtbar zu machen. In Indien fördert das Programm gemeinsam mit seinen nationalen Partnern den Einsatz innovativer Bodenverbesserer wie städtischen Kompost, der aus organischen Siedlungsabfällen hergestellt wird, und Biokohle. Diese pflanzenbasierte Kohle wird mit anderen organischen Reststoffen wie Viehmist oder Kompost als Terra Preta („schwarze Erde“) dem Boden zugeführt. Durch derartige Mittel kann der organischen Kohlenstoffgehalt und somit die Kohlenstoffbindung im Boden gesteigert werden. Gleichzeitig wird den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Wissen über einheimische und traditionelle regenerative Anbaumethoden wie Vermi-Kompostierung, Hofdüngung und Gründüngung vermittelt.
Erfahrungen aus den beiden ProSoil-Projektstaaten in Maharashtra und Madhya Pradesh zeigen, dass sich die Bemühungen zur Verbesserung der Bodengesundheit durch nachhaltiges Nährstoff- und Kohlenstoffmanagement auszahlen: Sie führen zu stabileren Ernten bei Trockenheit und besseren Erträgen im Vergleich zu konventionellen Produktionssystemen. In Indien führen viele Bundesstaaten wie Andhra Pradesh, Himachal Pradesh und Sikkim bereits aktiv groß angelegte NF-Programme durch. Das Ministerium für Landwirtschaft und Bauernwohlfahrt schätzt, dass etwa 2,5 Millionen Landwirte bereits NF praktizieren. Das 2020 gestartete nationale Programm für natürliche Landwirtschaft könnte das weltweit größte Landwirtschaftsprogramm für Kohlenstoffbindung und Bodengesundheit werden.
Indien und Deutschland arbeiten auch zusammen, um ganzheitliche Lösungen für widerstandsfähige Landwirtschafts- und Ernährungssysteme wie beispielsweise die Agrarökologie zu fördern. Das anstehende deutsch-indische Leuchtturm-Projekt „Agrarökologie und Management natürlicher Ressourcen“ bietet die Gelegenheit, Bodendegradation verursachende Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln anzugehen – und alternative Wege der landwirtschaftlichen Intensivierung einzuschlagen, welche gesunde Böden erhalten.
Ein Beitrag von ProSoil. Mehr zur Teilhabe von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern an gesunden Böden durch verbesserte Kohlenstoffbindung im Blogbeitrag des TMG Think Tank for Sustainability.